29.11.2019,
5:00 Uhr | Martin-Buber-Haus, Werlestr. 2, Heppenheim
Gertrud Kolmar. Ihr Leben und Werk
Vortrag und Lesung
Die Berliner Jüdin Gertrud Kolmar wurde 1894 geboren. Sie war eine Cousine Walter Benjamins und genoss eine für die Kaiserzeit übliche Ausbildung als Kindergärtnerin und Hauswirtschafterin. Aber Gertrud Kolmars wahre Leidenschaft waren Sprachen und so erwarb sie Diplome in Englisch und Französisch sowie beachtliche Russisch-Kenntnisse. Nach einer unglücklichen Liebesbeziehung floh sie nicht wie ihre Geschwister vor dem drohenden NS-Rassenhass sondern kümmerte sich um den zurück gebliebenen Vater. 1943 wurde sie in Auschwitz ermordet. Ihre schriftstellerische Arbeit umfasst ein lyrisches Werk, in dem Natur- und Frauenthemen dominieren. Ihre Sprache wurde als „virtuos, expressiv, hymnisch und mystisch“ beschrieben.
Dr. Eva Schulz-Jander war lange Jahre die katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der jedes Jahr in der Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille verleiht. Als in Breslau geborene Tochter eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter wurde ihr der jüdisch-christliche Dialog in die Wiege gelegt. Wie so viele jüdisch-deutsche Familien waren sie gezwungen, in den Jahren der NS-Diktatur in die USA zu emigrieren. Nach einem Studium der Romanistik, Germanistik und Philosophie in den USA und Frankreich kehrte sie 1967 nach Deutschland zurück. Für das Martin-Buber-Haus engagiert sie sich seit Jahren als Präsidentin der Freunde und Förderer des Martin-Buber-Hauses e.V.
Referenten
- Dr. Eva Schulz-Jander (Kassel)